Meier Helmbrecht

Bezeichnung Wert
Titel
Meier Helmbrecht
Verfasserangabe
der Gartenaere WERNHER
Medienart
Person
Verlag
Ort
Wien
Jahr
Umfang
71 S.
Annotation
Über den Sinn der Geschichte vom Bauernsohn, der über seinen Stand hinaus arrivieren will, dabei zum Verbrecher wird und ein schlimmes Ende findet, wird in der Forschung gestritten: Handelt es sich beim Helmbrecht um eine allgemeine Zeitklage auf die »verwilderten« Zustände im Deutschen Reich nach 1250, speziell um eine Kritik an reichgewordenen bäuerlichen Parvenus, die das Selbstwertgefühl des verarmenden niederen Adels beschädigen, oder – noch spezieller – um die Kritik an einem ganz bestimmten historischen Fall, in dem ein habsburgischer Landeshauptmann Bauern hatte bewaffnen und für sich kämpfen lassen? Völlig ausschließen müssen sich solche Deutungen nicht.#Überlieferung: Der Helmbrecht ist in zwei späten Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts überliefert. Sie unterscheiden sich geringfügig im Umfang (1932 bzw.1884 Verse), teilweise auch im Inhalt, wovon die Haupthandlung aber nicht betroffen ist. In einer Handschrift wird in der Überschrift der Vater, der Meier Helmbrecht, in der anderen der gleichnamige Sohn als Gegenstand der Erzählung bezeichnet. Nach neuzeitlichem Verständnis ist jedoch auf jeden Fall der Sohn der (negative) »Held«, weshalb der früher gängigen Titel Meier Helmbrecht aufgegeben wurde.#Inhalt: Helmbrecht ist der Sohn eines gleichnamigen begüterten Bauern, der die Stellung eines Meiers bekleidet, also für seinen adligen Herrn Verwaltungsfunktionen ausübt. Sein Bauernleben gefällt ihm nicht mehr: Er will Ritter werden. Die Warnungen seines Vaters, der gegenüber dem gefährlichen Ritterleben den behaglichen Wohlstand der bäuerlichen Existenz preist, den Verfall der Hofsitten beklagt und durch die Schilderung seiner Träume schon das schlimme Ende seines Sohnes prophezeit, bleiben ohne Wirkung.#Prächtig ausgestattet reitet der junge Mann zu einer Burg, wird dort als Kriegsknecht aufgenommen, profiliert sich als ebenso bedenkenloser wie erfolgreicher Beutemacher und hat damit ein Jahr lang Erfolg. Danach besucht er seine Eltern und begrüßt Familie und Gesinde mit einem angeberischen Kauderwelsch aus Wortbrocken verschiedener Sprachen, so dass sein Vater ihn erst einigen Identitätsprüfungen unterzieht, bevor er ihn beköstigt und beherbergt. Beim Abschied nimmt Helmbrecht seine Schwester mit, die ebenfalls die Sehnsucht nach einem feinen Leben ergriffen hat. Er verheiratet sie mit einem seiner Kumpane. Das Hochzeitsfest ist parodistisch angelegt, die Schilderung enthält aber auch schon Vorausdeutungen auf das schreckliche Ende. Während der Feier erscheint ein Scherge mit seinen Knechten und nimmt die ganze Gesellschaft fest. Neun werden hingerichtet, der zehnte – Helmbrecht – gemäß altem Brauch nach Blendung und Verstümmelung freigelassen. Er macht sich zum Hof seines Vaters auf, wird aber von diesem verjagt. Ein Jahr zieht er umher; dann wird er von Bauern, die er während seines Räuberlebens geschädigt hat, gelyncht.#Wirkung: Anders als die erst späte und schmale Überlieferung es nahelegt, muss der Text – wie vor allem Erwähnungen bei anderen Autoren zeigen – schon vorher zumindest regional gut bekannt gewesen sein; der Name »Helmbrecht« fand sogar teilweise als Bezeichnung für »Lebemann« o. ä. Verwendung.#In der Neuzeit gründet sich die Bekanntheit der mittelalterlichen Erzählung vor allem auf Übersetzungen, von denen seit 1854 rund 30 verfasst wurden, manche speziell als Jugend- und Schullektüre. Die Zahl dichterischer Bearbeitungen liegt bei über 40, wobei die dramatischen die erzählenden (u. a. von Gustav R Freytag) an Zahl leicht übertreffen. Aus historischen Gründen erwähnenswert ist die Verwendung des mittelalterlichen Textes als Vorlage für eine Parabel auf das »Dritte Reich« (Meier Helmbrecht, 1946 durch Fritz Hochwälder, 1911–86). Neben den dramatischen Bearbeitungen verweisen auch drei Hörspielfassungen und zwei Opern auf ein entsprechendes Potenzial des Stoffes.#[amazon.de]

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