Sehnsucht, Hoffnung und Liebe
| Bezeichnung | Wert |
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| Titel |
Sehnsucht, Hoffnung und Liebe
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| Untertitel |
Eine Erzählung von Emmerich Kathala
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| Verfasserangabe |
Emmerich Lakatha ; Emmerich Lakatha
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| Medienart | |
| Sprache | |
| Person | |
| Auflage |
neue Ausg.
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| Verlag | |
| Ort |
Wien
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| Jahr | |
| Umfang |
204 S.
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| ISBN13 |
978-3-9504087-0-6
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| Schlagwort | |
| Annotation |
Angaben aus der Verlagsmeldung
Sehnsucht, Hoffnung und Liebe : Eine Erzählung von Emmerich Kathala / von Emmerich Lakatha, Emmerich Lakatha
Vorbemerkung
Das Buch richtet sich in erster Linie an meine Familie und Verwandten sowie an die mir nahestehenden Bekannten. Seine besondere Stärke ist, dass es als Familien- und Lebensgeschichte viele konkrete Hinweise auf die von der Familie Kathala in den letzten 120 Jahren erlebte Zeit-, Kultur- und Religionsgeschichte enthält.
Zum Inhalt
Emmerich Kathala ist ein zweifelnder und suchender verwitterter Priester, der sechs Jahre nach seiner Weihe das Amt niedergelegt und mit päpstlicher Dispens geheiratet hat. Im Bewusstsein, dass es Gott gefällt, wenn er sich ehrlich um ein richtiges Bild von ihm bemüht, ging er in den Beichtstuhl. Der Beichtvater war sehr freundlich, verweigerte ihm aber die Lossprechung, weil er nicht den richtigen Glauben hat. Zutiefst enttäuscht schreibt er seiner Vertrauten Veronika einen Brief und teilt ihr mit, dass er ein Buch schreiben werde. Das soll ihm helfen, sein Leben und seine religiösen Einstellungen von Grund auf zu überdenken.
Gedanklich lässt sich das Werk in zwei Teile unterteilen. Der erste Teil widmet sich der Geschichte der Familie Kathala. Der zweite Teil beginnt mit seiner Berufswahl. Er erwählt den Priesterberuf und gerät immer tiefer in persönliche Schwierigkeiten. Im Vordergrund steht dabei das Problem des Glaubensgehorsams. Er legte nach siebenjähriger Ausübung des Priesterberufes sein Amt und heiratete. Nach dreißigjähriger Ehe verstarb seine Frau Ingrid an Krebs. Mit einer kurzen Replik über die gemeinsam verbrachte Zeit beendet Kathala den zweiten Teil des Buchs.
Die Erzählung selbst schließt mit einem zweiten Brief an Veronika. Er schildert ihr, wie es ihm nach Ingrids Tod ergangen ist und drückt die Hoffnung aus, wieder einmal mit ihr sprechen zu können, weil es noch genug offene Fragen gibt.
ZUM INHALTSVERZEICNIS
*Vorwort
**Ein Brief an Veronika
*Meine Herkunft
*Aus Bruck an der Leitha
*Zwei Wachträume
*Die Arztfamilie
*Krieg schreit Churchill
*Das Heimkind
*Eine abenteuerliche Reise
*Die ersten Nachkriegsjahre
*Rund um den Ziegelofenteich
**Berufswahl
**Im Priesterseminar
**Die Priesterweihe
**Der Neupriester
**Primiz in meiner Heimatpfarre
**Kaplan in Guntramsdorf
***Mein zweiter Dienstposten
*Entscheidende Jahre
**Mein Ausscheiden aus dem Priesteramt
**Stille Andacht
*Der zweite Brief an Veronika
***Leseprobe 1: Vorwort
Am 29. Juni 1955 wurde ich zum römisch-katholischen Priester geweiht. Sieben Jahre danach legte ich das Amt nieder und heiratete. Damit begann ein Werdegang, der heute zum kirchlichen Alltag gehört. Wie jedes menschliche Schicksal hat auch meines seine Besonderheiten. Sie bewogen mich, unter dem Pseudonym Emmerich Kathala eine Erzählung mit ausgewählten Begebenheiten meiner Herkunft und meines Lebens zu schreiben. Dabei war es mir ein Anliegen, auf meine religiöse Entwicklung einzugehen, alle Darstellungen zu vermeiden, die achtbare Interessen von mir oder anderen verletzen könnten, und festzuhalten, dass ich in keiner Weise dem Nationalsozialismus verbunden bin. Sieben Jahre meiner Kindheit war ich jedoch Bürger des Großdeutschen Reiches. Darum musste ich auch auf die Einflüsse, welche die damaligen Verhältnisse auf mich ausgeübt hatten, und deren Bewältigung eingehen.
Abschließend hoffe ich, dass diese Familien- und Lebensgeschichte nicht nur für die Meinen aufschlussreich, sondern für al-le Leserinnen und Leser interessant und unterhaltsam ist.
***Leseprobe 2: Aus „Eine abenteuerliche Reise“
Der Einmarsch
Wieder wurde es Abend. Der Himmel verdunkelte sich, und über die Wiese hinweg sah ich, wie die Bäume des nahen Waldes zu einem ruhigen, dunklen Schatten verschmolzen. Darüber wuchs der schwarzgraue Streifen der kommenden Nacht, und ganz oben am Horizont schimmerte die letzte Helligkeit des ausklingenden Tages. Langsam wurde es finster. Wir tauchten in die Abendstille einer einsamen Gegend ein, die doch voll von unterschiedlichen Menschen war. Irgendwann ging das Licht aus.
Unmittelbar darauf ratterten mehrere Salven aus einem schweren Maschinengewehr. Vorsichtig näherte sich ein amerikanischer Jeep als Vorhut. Ihm folgte mit Abstand die eigentliche Streitmacht: Eine endlose Kolonne von Fahrzeugen, die nun wieder die Straße bevölkerte. Einer der Erzieher trat vor die Tür und blickte zum Wald. Dieser war nicht mehr so ruhig und friedlich, wie es noch vor wenigen Minuten geschienen hatte. Zwei Gewehrschüsse verfehlten nur knapp ihr Ziel und schlugen in die Wand neben dem Eingang ein.
Am nächsten Tag bestaunten wir mit schauriger Neugierde die Einschusslöcher. Dass die Soldaten beim Vormarsch die Stromanschlüsse durchgetrennt hatten, war mir klar. Ich habe ja wiederholt gesehen, wie die Deutsche Wehrmacht an Brücken Sprengladungen angebrachten.
Als schließlich das Licht wiederum aufflammte, fragte ich mich, woher jetzt der Strom kam: Aus einer Quelle, die sich im deutschen Hinterland befand oder aus einer, die in einem bereits besetzten Gebiet lag? Genauso stellte ich mir die Frage, warum ich diesen Erziehern nach wie vor gehorchen musste. Ihnen wurde ich von meinem Vater ja nicht anvertraut, sondern von Leuten, deren Gewalt über mich nunmehr erloschen war.
Der Jeep
Tags darauf konnten wir wieder ins Freie gehen. Den Wald und die Wiese mieden wir aus begreiflichen Gründen. Der Weg zur Straße stand uns aber offen. Dort bestaunte ich die vielen Fahrzeuge der Amerikaner. Keines wurde mit Holzgas betrieben, nicht ein einiges wirkte veraltet oder zusammengekratzt. Sie waren, wie ich heute sagen würde, voll Power!
Mein besonderes Interesse galt den Jeeps, von denen einer in der Nähe anhielt. Die Soldaten stiegen bis auf den Fahrer aus. Dieser machte es sich bequem, hängte die Füße über die Sicherungskette, die anstelle einer Autotür angebracht war, und ließ sie lässig baumeln. Dabei spuckte er etwas aus, griff in die linke Tasche des Uniformhemdes und zog ein kleines grünes Päckchen hervor. In ihm war in Silberpapier eine winzige »Latte« eingewickelt, die er gekonnt in den Mund schob: ein frischer Kaugummi! Einen Solchen hatte ich bisher noch nie gesehen.
Der Wagen war einfach ausgestattet, so wie der Zwölfer Steyr, das erste Auto meines Vaters. Dessen robuste und massive Konstruktion glich zwar nicht jener der schnittigen und formschönen des später gekauften Hanomags. Mit ihm konnte man jedoch durch dick und dünn fahren, und wenn seine Planen abgenommen worden waren, saß man, wie im Jeep, direkt im Freien.
Der Lenker war ein junger Mann, der es anstandslos gestattete, dass ich mit neugierigen Blicken das Fahrzeug studierte. Sie vertieften sich in die klobigen Pedale und das schmucklose, handfeste Lenkrad. Hierauf wanderten sie zu den vorderen Sitzen. Sie bestanden aus spärlich gepolsterten Stahllehnen und quadratischen Sitzflächen, auf denen flache, mit einer auffälligen Steppnaht versehene, dunkle Lederpolster lagen. Vor der niedrigen Windschutzscheibe sah ich eine lange und breite Motorhaube. Sie war mit einem riesigen weißen Stern verziert. Links und rechts von ihr gab es die etwas unförmig anmutenden Kotschützer der Vorderräder.
Auf der hinteren Sitzbank interessierte mich das in die Luft gerichtete Maschinengewehr. Es war ein schweres Kaliber, wie ich am Munitionsgürtel erkannte. Ich stellte mir vor, dass es der Flugzeugabwehr diente. So studierte ich in aller Ruhe und mit meiner ganzen kindlichen Neugierde jedes einzelne Detail. Ich sah das Reserverad und bewunderte das griffige Profil der Räder sowie die geringe Höhe des Wunderwerks. Sie ermöglicht es, bei Gefahr schnell ein- und auszusteigen. In einem solchen Wagen brauchte man sogar vor Tiefflieger wenig Angst zu haben! Man konnte sich wehren und notfalls rasch im Straßengraben Deckung finden, weil es keine Türen gab, die das Aussteigen behinderten.
Dann eilte ich der Gruppe nach, die bereits auf den Weg in die nahegelegene Ortschaft war.
Meine Erinnerung an diesen wunderschönen Jeep ist bis heute nicht verblasst. Ich sehe ihn noch immer inmitten des Getümmels von anderen Fahrzeugen und Menschen etwas schräg am Straßenrand stehen. Mit ihm verbunden ist das Bild eines lässigen und geduldigen Fahrers, der seinen Kaugummi kaute und seine Füße so ungezogen und schlaksig baumeln ließ, wie wir es daheim niemals hätten tun dürfen. Behütet wurden diese meine beiden neuen Freunde von einem Maschinengewehr, das im Hinterteil des Wagens, einem Schutzschirm gleich, drohend in den Himmel blickte.
***Leseprobe 3: Der zweite Brief an Veronika
Liebe Veronika!
Nun hast du das Buch gelesen. Zum Abschluss möchte ich kurz zusammenfassen, wie es mir nach Ingrids Tod erging.
Auf der Suche nach der Wahrheit konnte ich die Lehre der Kirche von links nach rechts und von oben nach unten betrachten, sie war niemals schlüssig. Wenn ich mich jedoch mit dem Atheismus befasste, schien er mir konsistent und logisch zu sein. Er befriedigte meinen Verstand. Ich trat aus der Kirche aus und lebte als Atheist. Dabei blieb das religiöse Verlangen auf der Strecke. Das wurde zu einem echten Problem.
Einige Zeit danach begann ich, freiwillig Kirchensteuer zu zahlen. An einen Wiedereintritt dachte ich nicht. Ich wollte einfach vor mir selbst dokumentieren, dass ich zwar spirituell leben will, den bestehenden Glaubenszwang aber ablehne. Schließlich kam mir der Gedanken, dass mir das Hemd näher sei als der Rock. Das Hemd waren die religiösen Sehnsüchte, der Rock der kirchliche Glaube. So wurde der Wiedereintritt in die Kirche interessant.
Langsam nahm ich mein christliches Leben wieder auf. Ich besuchte ab und zu die hl. Messe, ging zur hl. Kommunion und pflegte Kontakte zur Diözese und ihrem Klerus. Als ich einmal gefragt wurde, ob ich nicht zur Kirche zurückkehren möchte, nahm ich das Angebot an.
Viele Jahre danach ging ich mit Maturakollegen zum Pfarrheurigen. Es war ein schönes Wetter und nahezu alle Sitzplätze waren besetzt. Trotzdem konnten wir an einem Tisch geschlossen Platz nehmen. Bald trafen wir Verwandte und Bekannte. Einer von ihnen lebte fern von Bruck. Er setzte sich zu mir und kam auf ein Thema zu sprechen, das ihm am Herzen lag. „Warum“, meinte er, „lässt man ehemalige Priester wie dich nicht mehr ihr Amt ausüben? Bei uns müssen ständig Messen ausfallen, weil es zu wenig Geistliche gibt.“ Das hat mich nachdenklich gemacht. Da habe ich doch in meiner Jugendzeit den Film „Gott braucht Menschen“ gesehen. Dieser Filmtitel passt ja auffallend gut in die heutige Zeit. Schließlich fiel mir der Roman „Die Kraft und die Herrlichkeit“ ein. War in ihm nicht sogar für die Bevölkerung eines großen Landkreises nur ein menschlich gescheiterter Priester die einzige religiöse Stütze gewesen?
Danach gab es noch weitere Anstöße, bis ich Kontakt mit dem Herrn Kardinal aufnahm. Am 12. Oktober 2000 gab ich mein Gesuch um Wiedereinsetzung im Wiener Ordinariat ab. Nach Einlangen der päpstlichen Genehmigung wurde ich am 2. Februar 2004 wieder Priester der Erzdiözese Wien. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mehr mit einer positiven Erledigung gerechnet und bereits andere Dispositionen getroffen. Vor allem war ich Großvater und eine echte Bezugsperson meines Enkels geworden. Darum stand ich der Kirche nur mehr beschränkt zur Verfügung.
Die Rückkehr zum Priesterberuf war eine verworrene Geschichte. Es wäre besser gewesen, ich hätte mich rechtzeitig zurückgezogen. Zwischen meinen Denk- und Lebensweisen und den Ansichten der Kirche bestand eine zu große Kluft. Dennoch bin ich froh, dass es so gekommen ist. Ich habe ja zahlreiche Höhen, Tiefen und Widersprüchlichkeiten erlebt. Gestützt auf diese Erfahrungen, gelang es mir, offen und einfühlsam zu sein und die Gottesdienste attraktiv zu gestalten. So war mein Wirken zwar christliche Heilsverkündung, vielfach jedoch religiöse oder nur allgemeine Lebenshilfe.
Im November 2014 erkrankte ich an einer Lungenentzündung. Danach zog ich mich nahezu von allen kirchlichen Verpflichtungen zurück. Es kehrte Ruhe in meinem Leben ein. Darüber hätte ich gerne mit dir gesprochen. Bis dahin verbleibe ich mit vielen lieben Grüßen
Dein Emmerich
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