Im Fadenkreuz der Macht

Bezeichnung Wert
Titel
Im Fadenkreuz der Macht
Untertitel
das außergewöhnliche Leben der Margarethe Ottillinger
Verfasserangabe
Ingeborg Schödl
Medienart
Sprache
Person
Verlag
Ort
Wien
Jahr
Umfang
189 S.
ISBN10
3-7076-0175-7
ISBN13
978-3-7076-0175-6
Schlagwort
Annotation
5. November 1948: Aus dem Auto heraus verhaften Sowjetposten Margarethe Ottillinger an der Demarkationslinie auf der Ennsbrücke. Während ihr Chef, Minister Dr. Peter Krauland, die Erlaubnis zur Weiterfahrt nützt, wird Ottillinger in das berüchtigte russische Zentralgefängnis nach Baden bei Wien gebracht. Durch Einzelhaft, pausenlose Verhöre und Stehkarzer will man ihr das Eingeständnis der Spionagetätigkeit für Amerika abpressen. Margarethe Ottillinger hat aber nichts zu gestehen. Als jüngste Sektionsleiterin im Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung mit einer Schlüsselposition betraut, erarbeitete sie mit von ihr ausgesuchten Fachleuten die Pläne für den Wiederaufbau der österreichischen Wirtschaft nach 1945, die schließlich die Grundlage für die Inanspruchnahme der Marshallplan-Hilfe bildeten. Obwohl ihr kein Vergehen nachzuweisen ist, wird sie zu 25 Jahren Strafarbeitslager verurteilt. Ein Leidensweg durch den sowjetischen GULAG beginnt. Für wen musste Ottillinger den Kopf hinhalten? Vom wem wurde sie denunziert? 25. Juni 1955: Nach Abschluss des Staatsvertrages und siebenjähriger Haft kehrt Margarethe Ottillinger schwer krank in ihre Heimat zurück. 1956 hebt der Oberste Sowjet ihre Verurteilung auf. Vom Schicksal getroffen, aber ungebrochen versucht sie den Neuanfang, bei dem sich ihre bürgerlichen Gesinnungsfreunde nur wenig hilfreich erweisen. Allein Bundeskanzler Julius Raab unterstützt ihren beruflichen Wiedereinstieg. Ende 1956 tritt Ottillinger in die Österreichische Mineralölverwaltung ein, 1957 beruft man sie als einzige Frau in den vierköpfigen Vorstand. Die Umstrukturierung der ÖMV von einem bis 1955 sowjetisch verwalteten und von Kommunisten beherrschten Betrieb auf ein österreichisches Unternehmen zeigt die Handschrift Margarethe Ottillingers, die als Vorstandsdirektorin auch wesentlich am Aufbau der ÖMV zu einem international anerkannten Industrieunternehmen beteiligt ist. Darüber hinaus engagiert sich Ottillinger intensiv im kirchlichen Bereich: Sie will auf diese Weise ein Zeugnis geben für ihren in Rußland begonnenen persönlichen Glaubensweg. Gegen heftige Widerstände realisiert sie den umstrittenen wie bewunderten Bau der Wotruba-Kirche in Wien-Mauer und bringt dafür unter großem persönlichen Einsatz auch die finanziellen Mittel auf. 1992 stirbt Margarethe Ottillinger, begleitet von wenigen treuen Freunden. In ihrer einfühlsamen Biographie zeichnet die Autorin Ingeborg Schödl die Geschichte einer Frau nach, die - mehr als zehn Jahre nach ihrem Tod - in der Einschätzung ihrer Person noch immer polarisiert. Sie beschreibt das "außergewöhnliche Leben" Margarethe Ottillingers und den Aufstieg einer machtbewussten Frau in die überwiegend Männern vorbehaltenen Bereichen von Politik, Wirtschaft und Kirche. Dieses Buch erzählt aber auch von einem wichtigen Zeitabschnitt österreichischer Geschichte, der nach wie vor der Aufarbeitung harrt: Nachkriegsjahre, Besatzungszeit und den Wiederaufbau Österreichs. Ingeborg Schödl, geb. 1934 in Wien, freie Publizistin. Ehem. Redakteurin der Wiener Kirchenzeitung, 1977-1999 Mitglied der ORF-Hörer-und Sehervertretung (ab 1990 Vorsitzende des Programmausschusses). Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Leopold Kunschak-Presseförderungspreis 1993. Publikationen: Männerwelten-Frauenwerke (1991); Hoffnung hat einen Namen. Hildegard Burjan und die Caritas Socialis (Hg., 1995); Alt, aber nicht out. Gedanken über das Älterwerden (1996); Gottes starke Töchter. 12 Frauen in der Kirche von heute (1998); Zwischen Kirche und Politik. Hildegard Burjan (2000).