Die Eingeborenen von Maria Blut
| Bezeichnung | Wert |
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| Titel |
Die Eingeborenen von Maria Blut
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| Untertitel |
Roman
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| Verfasserangabe |
Maria Lazar. Hrsg. und mit einem Nachw. vers. von Johann Sonnleitner
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| Person | |
| Auflage |
1. Aufl.
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| Verlag | |
| Ort |
Wien
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| Jahr | |
| Umfang |
269 S.
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| ISBN13 |
978-3-200-03950-6
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| Schlagwort | |
| Annotation |
Angaben aus der Verlagsmeldung
Die Eingeborenen von Maria Blut : Roman / von Maria Lazar
Die jüdische Wiener Autorin Maria Lazar (1895-1948) war bereits im Sommer 1933 mit ihrer Tochter ins Exil nach Dänemark gegangen. In Kopenhagen schließt sie 1935 den Roman Die Eingeborenen von Maria Blut ab, er schildert das Heranreifen des Nazismus in Österreich. Sie hat es österreichischen wie Schweizer Verlagen angeboten; keiner wollte es drucken. Ein Schweizer Verleger schrieb ihr einen begeisterten Brief darüber, doch könnte er die Herausgabe nicht riskieren, schon aus dem Grunde, weil der “Markt dafür zu eng geworden wäre” , so Auguste Lazar, die den Roman 1958 in der DDR herausgibt.
Der Roman versucht das Provinzielle des österreichischen Faschismus, der gegen die urbane Zivilisation der Großstadt ankämpft, zu ergründen. Die Kleinstadt wird von einem zunehmend politisierenden Katholizismus dominiert. Armut und soziales Elend nehmen genauso zu wie die Erlösungshoffnungen, die der Stammtisch an die Politik, an irgendwelche Wunderheiler, an ingeniöse Erfinder mit ihrer Raum- oder Urkraft oder an Führer richten, die sich dann als Scharlatane entpuppen. Mit der wirtschaftlichen Depression wächst auch die Intoleranz gegenüber jenen, die sich nicht für die Christlichsozialen deklarieren und daher von den atavistischen Eingeborenen ausgegrenzt und geschnitten werden; die Nazis werden zwar nicht geliebt, aber auch nicht verfolgt, und viele halten sich bedeckt und warten ab. Der Roman setzt in den frühen dreißiger Jahren ein, auf jeden Fall vor 1933: „Neue Kräfte regen sich. Man spürt es besonders hier auf dem Lande. Die Roten haben bald ausgespielt“ (23), so der Bürgermeister beim Stammtisch im Stiftskeller. Am Ende des Romans wird in einer Zeitung die Wiedereinführung der Todesstrafe in Österreich angekündigt, die im November 1933 erfolgt.
Den pejorativen Begriff der ‚Eingeborenen‘ hat der alte jüdische Anwalt Meyer-Löw, einer der Protagonisten des Romans, in Umlauf gebracht: „Bei Eingeborenen gibt es kein Recht. Ein schauderhafter Skeptiker, der alte Jud. Und immer mit seinen Eingeborenen, weil er so seine Bücher über die Wilden hat. Ihm ist alles gleich, was passiert, er sagt nur: ganz genau wie bei den Giljaken oder bei den Zulukaffern oder bei den Bantus.“ (41)
Sein Enkelkind Anselm wird in der Schule wegen seiner jüdischen Herkunft gequält, das Haus mit Hakenkreuzen beschmiert, die Fenster werden eingeschlagen. Er sieht den herannahenden Genozid der Nazis voraus, und bereitet die Emigration seines Enkelkindes vor, dessen Leben er gefährdet sieht: „Es kommen grausame Jahre.“
Der Roman zeichnet penibel den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Insekurität und der zunehmenden Prädisposition der Eingeborenen für faschistoide Tendenzen nach, „die Eingeborenen wollen ihren Messias haben“ (62), so Meyer Löw, und es werden nur wenige Jahre vergehen, bis sie ihn dann in der Tat bekommen.
Nach dem Debütroman „Die Vergiftung“ im Dezember 2014 will der Das vergessene Buch – Verlag im Frühjahr 2015 auch dieses Hauptwerk von Maria Lazar endlich wieder einem größeren Publikum zugänglich machen. Der Herausgeber ist wieder Prof. Dr. Johann Sonnleitner von der Universität Wien. Er wird auch das Nachwort beisteuern.
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Erhältlich in folgenden Bibliotheken
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Stadtbücherei Innsbruck |
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