"Das Leben kann nicht warten"

Bezeichnung Wert
Titel
"Das Leben kann nicht warten"
Untertitel
junge Frauen aus Srebrenica ; neun Porträts
Verfasserangabe
Renate Metzger-Breitenfellner. Jutta Vogel [Fot.]
Medienart
Sprache
Person
Verlag
Ort
Luzern
Jahr
Umfang
151 S.
Schlagwort
Annotation
Vom Leben. Vom Warten. Und vom Handeln. Die Journalistin Renate Metzger-Breitenfellner erzählt gegen das Vergessen Nicht jeder Frau würde ich um halb sechs morgens glauben, wenn sie mir versichert: 'Alles in Ordnung!? Der 50-jährigen Journalistin Renate Metzger-Breitenfellner glaube ich bedingungslos, dass sie größere Katastrophen kennt als eine zu kurze Nacht in einem Zug aus der Schweiz. Sie hat Anglistik und Theologie studiert, ist der Liebe wegen in die Schweiz gezogen, hat zwei Kinder und bündelt heute als Mitarbeiterin des Romerohauses in Luzern sowie als freie Journalistin ihre Energien. Wir sind unterwegs nach Strobl zu ihrem Workshop für Bibliothekarinnen des Ausbildungslehrgangs 62/III: "Aha, ehrenamtliche Bibliothekarinnen. Es sind meistens die Frauen, die nicht aufgeben. Aber diese Zähigkeit verändert, rüttelt wach." Das klingt aus ihrem Mund weder banal noch geringschätzend gegenüber Männern, sondern wie ein weiteres, mögliches Vorwort zu ihrem Buch 'Das Leben kann nicht warten. Junge Frauen aus Srebrenica. Neun Porträts.? Auch damals waren es Frauen, die die Journalistin auf ihrer Reise durch Bosnien ansprachen: 'Ihr dürft uns Frauen in Srebrenica nicht vergessen.? In den Jahren 2003, 2004 und 2005 ist die gebürtige Oberösterreicherin nach Srebrenica gefahren: "Ich wusste, welches Verbrechen im Juli 1995 dort begangen wurde: an die 10.000 Menschen wurden ermordet, Tausende von Frauen und Kindern deportiert. Als ich in Srebrenica ankam, schien dort die Zeit stehen geblieben zu sein, es sah noch immer aus wie einen Tag nach Kriegsende." Über die Vermittlung der Hilfsorganisationen 'Bauern helfen Bauern? und 'Bos-Fam? findet sie ihre Interviewpartnerinnen, der Zufall lässt sie weitere junge Frauen finden, die hier, in der verwüsteten Umgebung, in der vergessenen Stadt Srebrenica ihren Alltag bewältigen. 'Die Vergangenheit interessiert mich nicht. Ich will leben?, so lautet das Lebens-, das Überlebensmotto der 33-jährigen Mirjana. Ihr Mann arbeitet bei einer privaten Entminungsfirma, sie selbst verdient im Sommer in Montenegro als Aushilfskraft gutes Geld: "Alles, was ihr hier seht, haben wir von diesem Geld gekauft, das ich in Montenegro verdient habe. Deshalb halte ich es aus." Im Porträt Mirjanas spielt die ungelöste Minenproblematik eine immer wiederkehrende Rolle, sie ist weder in Srebrenica noch im restlichen Teil von Bosnien und Herzegowina gelöst. Wie auch bei den anderen Frauen spielt die Familie eine wichtige Rolle im Alltag von Mirjana: Sie bereitet den Umzug ihrer kleinen Familie zu ihrer Mutter vor, dann müsse man nur die eine 32 Quadratmeter große Wohnung bezahlen, nur eine heizen, man könne Geld sparen, wenn drei Generationen bald zusammenleben. Das Geld ist knapp und Dunja, die kleine Tochter, wächst zu schnell aus ihren Kleidern heraus. Ihr wünscht Mirjana Gesundheit und eine gute Ausbildung, später dann eine eigene, gesunde Familie und bescheidenen Wohlstand, nein, Reichtum, das brauche Dunja später nicht. Nur Geld für die Bananen, die sie heute so gerne isst. Immer wieder beschreibt Renate Metzger auch die Gesprächssituationen mit ihren Höhen und Tiefen, Abbrüchen und Ausbrüchen. Die Journalistin hat vor ihrer Reise bei einer Freundin ihrer Tochter Bosnisch gelernt, "meine Kenntnisse reichten soweit, dass ich immer wusste, worum es in den Gesprächen ging. Anders könnte ich nicht arbeiten." Neun Frauenporträts geben die Situation von Srebrenica wieder, deren Wiederaufbau hauptsächlich von Frauen vorangetrieben wird. Renate Metzger-Breitenfellner charakterisiert sie folgend: "Diese Mütter, Bäuerinnen, Studentinnen, Köchinnen, Erwerbslose und Selbstversorgerinnen haben eines gemeinsam: sie geben inmitten der Trümmer nicht auf. Sie haben die Hoffnung, dass die Mörder ihrer Männer, Väter und Brüder endlich zur Verantwortung gezogen werden und die Vision von einer Zukunft, in der die Liebe wieder Platz nehmen kann." Renate Metzger-Breitenfellners Energie steht ihrer Einfühlung niemals im Wege, die Frauen fassen Vertrauen, erzählen von Wut, Leid und Liebe. Vom Leben, das nicht warten kann, weil es gelebt werden will. Jetzt unternimmt die Journalistin Vortragsreisen: "Die Frauen von Srebrenica haben das Ihre geleistet, sie haben erzählt, nach Worten gesucht und diese gegen das Schweigen gestellt. Jetzt sind wir dran." Renate Metzger-Breitenfellner erzählt vom Leben der neun porträtierten Frauen im Alter zwischen 19 und 33 Jahren. Die Schwarz-Weiß-Fotos dokumentieren detailgenau, welch tiefe Spuren der Völkermord von Srebrenica in ihnen hinterlassen hat. "Ich fahre jetzt mit Ihnen durch eine vergessene Stadt. Wir machen neun Mal Halt, trinken Kaffee in unterschiedlichen Küchen. Ich wünsche mir, dass Sie als Bibliothekarinnen vielen Menschen von diesen Frauen erzählen. Deshalb machen wir diese Besuche: gegen das Vergessen." (Nähere Informationen zu Renate Metzger-Breitenfellner und ihren Projekten unter: www.remeb.ch) *bn* Christina Gastager-Repolust
Altersbeschränkung
0
Illustrationsangaben
III.

Erhältlich in folgenden Bibliotheken

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